Quantcast
Channel: others Blog » ACTA
Viewing all articles
Browse latest Browse all 5

Probiert’s mal mit Gemütlichkeit

$
0
0

Ich hätte es ja nie für möglich gehalten, aber ich muss gestehen, er tut, was er kann, dieser erste analoge Shitstorm seit Erfindung des Internets. Was sich Sven Regener und jetzt noch 51 Tatort-Autoren mit diversen “digital natives” da liefern ist eine erstklassige Schlammschlacht. Während man die Urheberrechtsdiskussion schon fast totgeglaubt hat, wurden SOPA und PIPA zum Defibrillator des Streites und somit entfacht sich wieder, beinahe wie ein Lauffeuer, ein unglaublicher Kulturkampf zwischen Urheberrechtsvertretern und Urheberrechtsgegnern. Lange habe ich dem munteren Treiben zwar mit einer runzeligen Stirn zugeschaut, aber nach diesem offenen Brief muss auch ich mich nochmal zu Wort melden.

Zunächst sei einmal gesagt, dass diese Debatte ein prima Beispiel dafür ist, wie Menschen aneinander vorbeireden. Auf Seiten des Urheberrechts stehen Künstler, die von Verwertungsgesellschaften bezahlt werden, also die Kultur als Beruf haben. Und auf der anderen Seite stehen lediglich die User. Natürlich ist das in Wahrheit nicht so monochrom, wie es hier scheint, aber zumindest überwiegt der Anteil dieser beiden Gruppen auf den feindlichen Seiten lautstark. Was wir hier also haben ist der typische Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Leider ist mir das aber auch nicht aufgefallen. Erst, als ich den Satz, dass “die nachhaltige Produktion qualitativ hochwertiger Kunst und Kultur nicht amateurhaft, also wie Wikipedia organisiert werden kann” gelesen habe, wurde mir klar, wohin diese Diskussion steuert.

Man muss das, was die Tatort-Autoren in diesem offenen Brief, was Sven Regener im Bayerischen Rundfunk und was viele Verwertungsgesellschaften und andere Urheber über den ganzen Erdball verteilt tun, als einen Arbeitskampf sehen. Die Künstler sind ja quasi “Angestellte” der Gesellschaft. Sie liefern der Gesellschaft etwas und werden im Gegenzug von ihr bezahlt. Das steht auch außer Diskussion. Nur wenige, zu radikale Organisationen wagen sich, die Bezahlung der Künstler vollständig infrage zu stellen und das Einfügen auch neuer Werke in die Public Domain fordern. Doch warum werden alle Seiten immer pampiger? Ganz einfach, es ist wie die Diskussion mit einem Freund, der alles vollkommen anders sieht.

Denn das kennt jeder: Man hat Menschen, vielleicht sogar wirklich gute Freunde, mit denen man in gewissen Bereichen niemals zu einer Einigung kommen wird, da sie den Menschen an einer zu tiefen Stelle seines Wesens angreifen. Dann wird jegliche Diskussion unnütz und dreht sich im Kreis. Man wird immer pampiger, weil das Gegenüber scheinbar nicht verstehen will und irgendwann kommt der finale Showdown, wenn man sich an den Haaren reißt. Hier will niemand auf den jeweils anderen hören.

Die Netzgemeinde sieht die vielen Abmahnungen. Die Industrie ist schlicht und ergreifend machtlos gegenüber illegalen Downloads, sodass sie, wenn sie denn einmal eine Fliege erwischt, aus blankem Hass solange mit der Klatsche auf sie eindrescht, bis nur noch Fetzen übrig sind. Es ist die Frustration nach einer herben Enttäuschung, die einen dazu bringt, z.B. das unersetzliche Andenken an den Ex-Partner an der Wand zu zerstören. Und somit wird diese Diskussion auch mit noch so gut gemeinten Anfragen zum Dialog niemals zum Erfolg kommen. Wir müssen endlich akzeptieren, dass es zwei Seiten gibt, die niemals von ihren Positionen abrücken können, weil sie so erzogen wurden, so aufgewachsen sind. Ein Kind, dass gesehen hat, wie seine Heimatstadt von Bomben zerstört wurde, wird den Verantwortlichen dafür auf ewig hassen, selbst wenn er noch so viel Reue zeigt. Ausnahmen gibt es leider viel zu selten.

Und nun schauen wir uns doch einmal Lösungsmöglichkeiten an, die nicht darauf basieren, dass irgendwer seine Position aufgeben muss. Dass niemand sich verändern muss: Das Internet ist noch neu. Unsere Gesellschaft kann damit noch nicht richtig umgehen. Das zeigt sich nicht nur beim Urheberrecht, sondern auch bei Dingen wie Internetkriminalität im Sinne von Stuxnet, Phishing etc. Selbst schon scheinbar etablierte Dinge wie Facebook, Google und Crowdfunding sind in erster Linie nur Spielereien mit dem Internet. Vieles wird sich durchsetzen, anderes nicht. Als das Automobil erfunden wurde, hat es Jahrzehnte gedauert, bis man damit vernünftig umging{{1}} – wieso sollte es also heute anders sein?

Wenn man genau beobachtet, wer jeweils Wortführer der Diskussion um das Urheberrecht sind, sind das immer nur kleine Menschengruppen. Das Urheberrecht zum Beispiel wird ausschließlich von Stars verteidigt, das Gegenteil wird von relativ bekannten Institutionen wie der Piratenpartei verteidigt. Diese Stars sind in ihrer Position etabliert und können es sich also erlauben, standhaft zu bleiben. Aber irgendwann – früher oder später – wird das Urheberrecht nicht mehr benötigt. Es kann abgeschafft werden, sogar ganz ohne Diskussion, wir brauchen nur ein wenig Geduld. Irgendwann werden sich Modelle etablieren, an die heute vielleicht noch niemand gedacht hat. Vielleicht setzt sich ja sogar das bedingungslose Grundeinkommen durch? Dann wäre eine Vergütung von Musikern außer Frage, da sie eh nicht am Existenzminimum leben müssten. Wer dann noch auf Urheberrechte pochte, würde Geldgier beweisen.

Was nur niemals helfen wird sind diese Unmengen an Hate,  die sich derzeit breit machen. Wie Peter Kruse bereits vor zwei Jahren feststellte, dreht sich die Diskussion nur noch um Werte, nicht mehr um Fakten. Vielleicht lohnt ein bisschen Abwarten manchmal wirklich. Besonders dann, wenn diese Diskussionen so überheizt sind, dass selbst die Hölle kalt wird.

UPDATE: Beim nochmaligen Durchlesen des Artikels ist mir aufgefallen, dass es sehr danach klingt, sämtliche Diskussion um das Urheberrecht aufzugeben. Das ist natürlich nicht so. Ich möchte hiermit lediglich diese ganzen Querelen zwischen Stars und “digital-native-Parteien” ankreiden. Wissenschaftlicher Diskurs (z.B. auf Basis von Kruses Forschungsergebnis) soll und muss natürlich weiterhin stattfinden, damit neue Ideen überhaupt gedacht werden können. Und es gibt ja schon die Versuche, neue Wege zu gehen. Bandcamp, Simfy, Last.fm und BandPage sind nur vier Möglichkeiten.

[[1]]“Überall außer in England, wo einem Kraftwagen bis 1896 stets ein Mann mit einer roten Fahne vorangehen muss und maximal 19 km/h erlaubt sind, werden wilde Straßenrennen zur Landplage und lehren die Autos laufen.”, siehe hier.[[1]]


Viewing all articles
Browse latest Browse all 5

Latest Images

Pangarap Quotes

Pangarap Quotes

Vimeo 10.7.0 by Vimeo.com, Inc.

Vimeo 10.7.0 by Vimeo.com, Inc.

HANGAD

HANGAD

MAKAKAALAM

MAKAKAALAM

Doodle Jump 3.11.30 by Lima Sky LLC

Doodle Jump 3.11.30 by Lima Sky LLC

Doodle Jump 3.11.30 by Lima Sky LLC

Doodle Jump 3.11.30 by Lima Sky LLC

Trending Articles


Libros para colorear


Girasoles para colorear


Rana para colorear


Renos para colorear


Dromedario para colorear


People Walk Away Quotes, Inspire Quotes


Love Quotes Tagalog


RE: Mutton Pies (mely)


Ang Nobela sa “From Darna to ZsaZsa Zaturnnah: Desire and Fantasy, Essays on...


Amarula African Gin





Latest Images

Pangarap Quotes

Pangarap Quotes

Vimeo 10.7.0 by Vimeo.com, Inc.

Vimeo 10.7.0 by Vimeo.com, Inc.

HANGAD

HANGAD

MAKAKAALAM

MAKAKAALAM

Doodle Jump 3.11.30 by Lima Sky LLC

Doodle Jump 3.11.30 by Lima Sky LLC

Doodle Jump 3.11.30 by Lima Sky LLC

Doodle Jump 3.11.30 by Lima Sky LLC